Verantwortung für Gefühle

Hast du jemals darüber nachgedacht, dass die Welt da draußen eigentlich gar nicht für deine Gefühlswelt verantwortlich ist? 

Sätze wie „Das macht mich traurig“ oder „Du ärgerst mich“ sind sehr geläufig und auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbar. Offensichtlich sind die Umstände oder andere Menschen für unsere Gefühle, Emotionen und Stimmungen verantwortlich, denn sie lösen sie ja aus. Entweder ärgert uns der Regen, der unseren Ausflug an den See versaut, die Sonne macht uns schuldbewusst, wenn wir den ganzen Tag fernsehen wollen, oder der geliebte Sohn bereitet uns Sorgen, weil er einen Hang zum Extremsport hat. 

Es scheint auf der Hand zu liegen: Die Welt da draußen diktiert, wie wir uns fühlen, und wäre die Welt anders, würden wir uns besser fühlen. Doch dieser Schein trügt. 

Denn die Welt ist.
Punkt.
Wie wir uns darüber fühlen wollen, haben wir selbst in der Hand.

Angenommen dein Sohn unternimmt eine 40-tägige Expedition durch Spitzbergen. Eine gefährliche Reise, den Naturgewalten ausgesetzt, unerreichbar, umgeben von Kälte und Eisbären. Natürlich macht dir dieser Gedanke Sorgen. Er ist immerhin dein Sohn. Der Gedanke, ihn zu verlieren macht dir richtig Angst. 

Und das ist der Kern der Sache: Es ist dein Gedanke, der dich quält, und nicht dein Sohn. Dein Sohn macht eine Expedition. Punkt. Und du machst dir Gedanken, die dir Sorgen bereiten. Du könntest deine Gedanken aber auch ändern: Er macht eine außergewöhnliche Reise, ist wunderschöner, unberührter Natur ausgesetzt, in völliger Ruhe, umgeben von großartigen Gefährten. Und auf einmal wärst du stolz auf deinen Sohn und freust dich für ihn. Auch hier gilt: Dein Sohn macht eine Expedition. Punkt. Es ist dein Gedanke, der dich stolz macht. 

Hast du die Macht, deine Gedanken zu verändern, hast du auch die Macht, deine Gefühle zu verändern. Um dich anders zu fühlen, ist es nicht nötig, ändern zu wollen, was du eh nicht ändern kannst. Es reicht, wenn du deine Gedanken oder deine Haltung änderst. Wenn die Sonne scheint, könntest du ja in kurzer Hose fernsehen. Wenn der Regen deinen Ausflug ruiniert, könntest du sogar reinen Gewissens fernsehen. Oder am See den Regen genießen. Oder du kannst dich den Rest des Tages schuldbewusst fühlen oder ärgern, wenn du das möchtest. Du hast es in der Hand.

 

Autor: Marion Lutz

Editor: David J. Krause

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